D Loreley Hoek v Holland-Chiasso
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
dass ich so traurig bin;
ein Märchen aus alten Zeiten,
das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
und ruhig fließt der Rhein,
der Gipfel des Berges funkelt
im Abendsonnenschein.
Die schönste Jungfrau sitzet
dort oben wunderbar;
ihr gold’nes Geschmeide blitzet,
sie kämmt ihr gold’nes Haar.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme
und singt ein Lied dabei,
das hat eine wundersame,
gewaltige Melodei.
Den Schiffer im kleinen Schiffe
ergreift es mit wildem Weh,
er schaut nicht die Felsenriffe,
er schaut nur hinauf in die Höh‘.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
am Ende Schiffer und Kahn,
und das hat mit ihrem Singen
die Lorelei getan.
Das von Heinrich Heine (1797-1856) gedichtete und von Friedrich Silcher (1789-1860) vertonte Lied Die Lorelei besingt eine sagenhafte Zauberin, die auf dem Loreley-Felsen am Rhein ihr blondes Haar kämmend den Geliebten erwartet und mit ihrem Gesang die Schiffer auf dem Rhein so betört und ablenkt, dass diese mit ihren Schiffen auf Grund laufen und ertrinken.