Nostalgie-Personenzug 13.und 14.Mai 1989

Probstzella – Ein Ort der Handlungsreisenden, der Eisenbahngeschichte, der politischen Geschichte Deutschlands. 300 km sind es nach Berlin, 300 nach München. 1885 wird das letzte Teilstück der Verbindung geschlossen. Der Ort blüht auf. Unternehmen siedeln sich an, es wird gebaut und viele Menschen finden Arbeit bei der Eisenbahn. Die Folgen des Zweiten Weltkrieges aber ändern für Probstzella alles. Der Ort liegt jetzt direkt an der Grenze zwischen DDR und Bundesrepublik, an der Nahtstelle zweier Weltsysteme. Mit zunehmender Abschottung der DDR wird er, in den Augen der Staatsmacht, zu einem geradezu hochgefährlichen Ort – mit einem Gleis durch den Eisernen Vorhang. Probstzella wird nun über Jahrzehnte zum Hochsicherheitstrakt ausgebaut. Ein Ort des Ost-West-Verkehrs – Fluchtversuche, Spionage, Schmuggel, Exportartikel – und in der Mitte der Grenzbahnhof. Der Film erzählt vom Leben an einem Ort, der unverschuldet in die Fronten des Kalten Krieges geraten ist.

Dorfarzt Dr. Arthur Petzold, zieht 1966 nach Probstzella, sein Vorgänger musste wegen politischer Unzuverlässigkeit gehen. Er erlebt den Alltag eines Ortes, der zur Hälfte aus „Uniformierten“ besteht. Immer wieder wird Dr. Petzold in das Abfertigungsgebäude gerufen, in dem Reisende vor Aufregung und Angst kollabieren. 1981 wird er selbst aus dem Sperrgebiet geworfen. Er erlebt also nicht mehr, wie sein Neffe, der Jenaer Ex-Student Roland Jahn 1983 über den Grenzbahnhof Probstzella in den Westen abgeschoben wird. Hinter der Grenze in Franken, im Westen, wird Roland Jahn freigelassen. Als Staatenloser landet er, wie so viele andere Ex-DDR-Bürger bei den „Blauen Engeln“ in der Bahnhofsmission Ludwigstadt, dem ersten Bahnhof auf bundesdeutschem Gebiet. Die ehrenamtlichen Betreuerinnen hier kümmern sich seit Mitte der 1950er Jahre um Reisende aus der DDR. Sie reichen Tee in die Eisenbahnabteile, verteilen Essen und betreuen auch die, die geflüchtet sind.