Bebra-Göttingen

Stadtgeschichte von Bebra
„Was Sie wollen noch bis Afrika? Da müssen Sie aber erst mal in Bebra umsteigen!“ Dieser Ausspruch fällt in einem der beliebtesten Heinz-Erhardt-Filme der 1950er Jahre. Bebra – den Namen des kleinen nordhessischen Ortes kannten auch solche, die ihn nie betreten hatten. Er war Teil des Allgemeinwissens eines jeden, der einmal Deutschland von Nord nach Süd und von Ost nach West mit dem Zug durchquerte. Mindestens einmal streifte man Bebra bestimmt. Mancher ist hier um – und auch ausgestiegen, so Kaiser Wilhelm oder Willy Brandt.

Bebra war einer der wichtigsten Eisenbahnknotenpunkte nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. In Bebra treffen Schienenstränge aus Sachsen und Thüringen mit denen von Hannover, Göttingen und Kassel sowie aus Basel und dem Rhein-Main-Gebiet zusammen.

Der Name Bebra leitet sich von Biberaho (Dorf am Biberfluss) ab. Später Bibera und heute Bebra.

Seine erste urkundliche Erwähnung erfuhr die Stadt in einem Güterverzeichnis von 786, dem Breviarium St. Lulli, des Klosters Hersfeld, dessen Bau im Jahr 769 fertig gestellt wurde. Der Grund der Erwähnung ist die Schenkung Bebras an das Kloster zur Deckung des Nahrungsbedarfs. Deswegen kann man davon ausgehen, dass das Verzeichnis selbst und somit auch Bebra als bestehende Ortschaft noch einige Jahre älter sind.

Die Siedlung blieb in den nächsten Jahrhunderten ein ansehnliches Bauerndorf, wo neben der Landwirtschaft besonders der Flachsanbau und die Leinenweberei betrieben wurden. Bebra war schon immer Straßenverkehrspunkt. Die alte Poststraße des Fuldatales führte von Bebra über den Seulingswald nach Nürnberg; eine weitere Verbindung nach Eisenach-Halle.
Trotz dieser verkehrsmäßig günstigen Lage stand Bebra jahrhundertelang im Schatten von Rotenburg, das – schon seit dem 12. Jahrhundert Stadt – aus strategischen und dynastischen Gründen als kleine Residenzstadt einer Nebenlinie der hessischen-kasselischen Landgrafen eine Schlüsselstellung einnahm.
Dies änderte sich mit dem Einzug der Eisenbahn. Mit dem Bau setzte bald ein wirtschaftlicher Aufschwung ein. Ein wichtiger Tag in der Geschichte der Stadt ist deshalb der 25. Januar 1849, als zum ersten Mal ein Zug der Hessischen Eisenbahn von Kassel nach Eisenach in Bebra hielt. Die Bahnstrecke wurde als „Friedrich-Wilhelm-Nordbahn“ bezeichnet, weil der Kurprinz Friedrich-Wilhelm die Konzession zum Bau der Bahn im Jahre 1844 erteilte. 1866 kam die Linie nach Hersfeld – Fulda – Hanau hinzu.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die Stadt einer der wichtigsten Eisenbahnknotenpunkte des Deutschen Reiches. Dadurch wuchs die Einwohnerzahl innerhalb von ungefähr 70 Jahren von etwa 1300 Einwohnern auf 5063 (1946). Andererseits verlor die Stadt durch den Aufschwung von Handel und Gewerbe ihren bisher ausschließlich ländlich geprägten Charakter, wobei die damalige Reichsbahn allmählich zum wichtigsten Arbeitgeber wurde. Die Stadtrechte erhielt Bebra durch den Oberpräsidenten der Provinz Hessen-Nassau, Philipp Prinz von Hessen, am 20. September 1935.
Das Wachstum der Stadt setzte sich – durch den 2. Weltkrieg unterbrochen – bis in die 70er Jahre fort. Aufgrund der guten Verkehrsanbindung siedelten sich größere Industriebetriebe an.
Während der Zeit des Kalten Krieges wurde in Bebra eine Grenzübergangsstelle eingerichtet, um den Personen- und Güterverkehr im Interzonenverkehr, später innerdeutschen Grenzverkehr, abzufertigen.

Seit Mitte der 80er Jahre verlor Bebra als Eisenbahnknotenpunkt zunehmend an Bedeutung, was zu deutlicher Reduzierung des Güterverkehrs und somit zu weniger Arbeitsplätzen bei der Deutschen Bahn führte.

Heute ist Bebra wirtschaftliches und kulturelles Zentrum für elf Stadtteile. Der Einzugsbereich reicht jedoch über die Stadtgrenzen hinaus. Bebra übernimmt für das Umland eine wichtige Versorgungsfunktion.